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Wer passt zu mir und wer passt zu wem


Alter der Kaninchen
Es gibt in Bezug auf das Alter keine abschließende Faustregel, da sich Kaninchen sehr stark in ihren Eigenheiten unterscheiden können. Aus unserer Erfahrung heraus raten wir aber von größeren Altersunterschieden ab, da sich die Bedürfnisse dieser Tiere in der Regel stark unterscheiden und ein Zusammenleben so häufig auf Kosten aller Kaninchen geht.

Jungtiere sind bis zur Geschlechtsreife sehr verträglich mit anderen Kaninchen beiden Geschlechts. Baby und GroßerAb der Geschlechtsreife kommt es vermehrt zu Kämpfen mit gleichgeschlechtlichen Tieren, aber auch zu Rangkämpfen mit Kaninchen des anderen Geschlechts. Diese Rangordnungswechsel bringen häufiger Unruhe in eine Paarbeziehung oder Gruppe. Junge Kaninchen haben einen starken Bewegungsdrang, erkunden aktiv ihre Umgebung und benötigen viel Platz und Beschäftigung. Die Haltung junger Kaninchen erfordert somit ein möglichst großes Platzangebot und ausreichend Zeit, damit sie ausgelastet sind. Junge Kaninchen wollen zudem einen ansprechbaren, aktiven Partner, der mit ihnen gemeinsam das Gehege unsicher macht. Aus diesem Grund sind sehr junge Kaninchen kein geeigneter Partner für ältere Tiere, die Ruhe und Beständigkeit wollen. Junge Kaninchen haben gegenüber älteren nicht unbedingt einen Welpenschutz. Eine Zusammenführung mit einem dominanten erwachsenen Kaninchen kann deshalb schnell gefährlich für das Jungtier werden. Junge Kaninchen sind weniger als Anfängertier geeignet, weil sie besonders hohe Ansprüche an ihre Besitzer stellen. In dieser sensiblen Phase können sie durch positive wie negative Erlebnisse stark geprägt werden. Es macht jedoch riesige Freude sie bei der Entwicklung ihres (Sozial-)verhaltens, ihres Charakters und ihrer eigenen Vorlieben zu begleiten.

Erwachsene Kaninchen nach der Geschlechtsreife sind in der Regel aktiv und bewegungsfreudig. Sie genießen aber auch regelmäßige Ruhephasen. Der Kontakt mit anderen Kaninchen wird gerne zur gegenseitigen Fellpflege genutzt. In diesem Altersabschnitt ist der Charakter schon voll ausgeprägt und die Tiere haben ihre individuellen Vorlieben. Das bedeutet auch, dass die Verträglichkeit gegenüber anderen Kaninchen nicht automatisch gegeben ist. Auch bei gleichaltrigen Kaninchen können die Bedürfnisse stark abweichen. Innerhalb dieser Altersgruppe sollte deshalb besonders auf die Passung der Charaktere geachtet werden. Je älter die Kaninchen sind, desto seltener kommt es zu Rangkämpfen mit anderen Tieren. Konstellationen dieser Altersgruppe sind deshalb häufig beständiger und harmonischer als Jungtiergruppen. Kaninchen dieser Altersgruppe stehen voll im Leben. Es macht Freude, sie über den Lebensweg hinweg zu begleiten und sukzessive Veränderungen mitzuerleben, die durch neue Partner oder neue Umgebungen entstehen.

Kaninchen im hohen Alter werden oft anderen Artgenossen gegenüber verträglicher und Menschen gegenüber vertrauensvoller. Reine Rammlergruppen können zum Beispiel harmonisch funktionieren, die bei jüngeren Tieren zu ständigen Unruhen und Raufereien führen würden. Da Senioren meist spezielle Bedürfnisse an ihre Umgebung, Versorgung und Ernährung stellen (z.B. benötigen sie vermehrt geschützte Rückzugsorte, bewegen sich seltener über Hindernisse oder benötigen besonderes Futter), sind sie keine geeigneten Partner für sehr aktive Kaninchen. Leider werden ältere und schwächere Kaninchen nicht selten von ihren Partnern gemobbt und leiden unter einem solchen Zusammenleben. Ein Seniorenpärchen oder eine Seniorengruppe ist hierfür die bessere Lösung. Kaninchensenioren sind zudem nur bedingt für die Außenhaltung geeignet. Ein geschütztes Plätzchen in Innenhaltung eignet sich häufiger besser als Altersresidenz. Gerade ältere Kaninchen bezaubern häufig durch ihre Ruhe und Gelassenheit, die Besitzer häufig bei Jungtieren vermissen.

Je größer die Gruppe und der vorhandene Platz, desto heterogener kann die Alterszusammenstellung einer Kaninchengruppe ausfallen. Dennoch ist ratsam, dass jedes Tier einen passenden Partner innerhalb der Gruppe hat, dessen Bedürfnisse es teilt. Ein Senior alleine fühlt sich in einer Gruppe deutlich jüngerer Tiere schnell überfordert. Ebenso wird ein einzelnes Jungtier den eigenen Spielpartner schmerzlich vermissen. Auch wenn die Gruppenhaltung der natürlichen Lebensform der Kaninchen am nächsten kommt, ist sie nicht für alle Besitzer geeignet. Es benötigt einige Erfahrung ein Gespür für die passende Konstellation der Tiere zu entwickeln und langfristig auch allen Tieren gerecht zu werden.

Geschlecht der Kaninchen
Auch wenn es keine absolute Faustregel bei der Zusammensetzung von Paaren oder Gruppen gibt, können wir aus einigen Erfahrungswerten schöpfen.

Eine Idealkombination der Pärchenhaltung besteht aus einer Häsin und einem kastriertem Rammler. Eine solche Konstellation ist in der Regel langanhaltend harmonisch und intensiv. Damit es zu keinem unerwünschten Nachwuchs kommt, muss der Rammler zwingend kastriert werden.

Von einer Haltung eines unkastrierten Rammlers und einer kastrierten Häsin raten wir dringend ab. Auch wenn durch die Kastration der Häsin kein ungewollter Nachwuchs entstehen kann, wird die Häsin durch das hormongesteuerte Verhalten des Rammlers im Zusammenleben stark beeinträchtigt. Oft werden die Häsinnen extrem umworben und berammelt, was häufig zu Stress, Streitigkeiten und Aggressionen führt. Wir raten deshalb, Rammler immer kastrieren zu lassen.

Zwei Häsinnen können sich vertragen, vor allem wenn sie schon als junge Tiere aneinander gewöhnt wurden. Bei Eintreten der Geschlechtsreife oder bei älteren Tieren kann es jedoch vermehrt zu Revierkämpfen kommen. Da viele Häsinnen im Laufe ihres Lebens hormonelle Probleme entwickeln, die sich negativ auf die Verträglichkeit mit anderen Häsinnen auswirkt, ist eine Kastration beider Häsinnen in dieser Konstellation besonders ratsam.

Zwei kastrierte Rammler können sich vertragen, vor allem wenn sie schon als junge Tiere aneinander gewöhnt wurden. Eine Kastration ist hierfür zwingend notwendig, weil es sonst zu starken und teilweise tödlichen Kämpfen kommen kann. Vor allem zwei wenig dominante Rammler können ein harmonisches Pärchen bilden.

Noch natürlicher als die Haltung von Pärchen ist die Haltung von Kaninchen in Kleingruppen. Vorausgesetzt das Platzangebot ist vorhanden, können mehrere kastrierte Rammler und Häsinnen gemeinsam gehalten werden. Die Gruppenhaltung ist in verschiedensten Konstellationen umsetzbar. Ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis ist vorteilhaft. In der Regel übernehmen ein bis zwei Kaninchen die Chefposition. Von ihnen ist häufig abhängig, welche weiteren Kaninchen in die Gruppe passen. Extrem dominante Rammler dulden häufig keine weiteren Rammler, während sehr dominante Weibchen ihr Revier stark gegen weitere Weibchen verteidigen würden. Bei ausreichend Platz und Ausweichmöglichkeiten, zeigen sich viele Kaninchen jedoch erstaunlich verträglich in allen Konstellationen. Es empfiehlt sich bei dieser Haltungsform alle Kaninchen vor der Zusammenführung zu kastrieren, da mögliche Rang- und Revierkämpfe hierdurch stark reduziert werden.

Größe und Gewicht der Kaninchen
Größe und Gewicht unterschiedlicher Kaninchenrassen können zwischen knapp 1 kg und bis zu 12 kg variieren. Klein und GroßAus Erfahrungswerten können wir berichten, dass die Größe keinen Einfluss auf die Verträglichkeit und das harmonische Zusammenleben der Tiere hat.
In der Regel gehen Riesen behutsam mit ihren kleineren Artgenossen um. Andersrum lernen Zwerge schnell, ihren riesenhaften Partnern zu vertrauen. Es sollte dennoch beachtet werden, dass die Größe der Kaninchen unterschiedliche Ansprüche an die Gestaltung eines Geheges stellt. Während wir bei Zwergen von einem Platzbedarf von mindestens 2 qm pro Tier ausgehen, benötigen Riesen ab 3 kg Körpergewicht mindestens 3 qm, um ihren Bewegungsdrang ausleben zu können. Bei einer Haltung sehr unterschiedlich großer Kaninchen sollte entsprechend drauf geachtet werden, dass die Bedürfnisse aller Tiere nicht zu kurz kommen. Ein Unterschlupf, der für Zwerge ideal ist und im Winter vor Auskühlung schützt, kann bei weitem nicht die Größe für einen Riesen bieten. Andersherum können Hindernisse, die für Riesen ein Leichtes darstellen, für Zwerge unüberwindbar werden.
Auch bei der Zusammenführung sollte mit besonderer Vorsicht geschehen. Reagiert ein Riese während der Zusammenführung sehr aggressiv gegenüber dem Zwergenpartner, sollte diese zur Sicherheit der körperlich unterlegenen Tiere rechtzeitig abgebrochen werden.

Charakter der Kaninchen
Bei allen Gemeinsamkeiten dieser Tiere (Sozialverhalten, Fluchtinstinkt), besitzt jedes Kaninchen einen ganz eigenen Charakter. Auch wenn Ansätze schon bei jungen Tieren sichtbar sind, können sie natürlich durch neu auftretende Erlebnisse stark geprägt werden. Es ist unmöglich, alle Kaninchen einzelnen Typen zuzuordnen. Manchen Merkmalen begegnet man jedoch häufiger.
Die Dominanz innerhalb einer Gruppe und auch gegenüber den Besitzern ist ein häufig relevantes Merkmal. Die Zusammenführung zwei sehr dominanter Kaninchen wird in der Regel zu keinem harmonischen Zusammenleben führen. Auch wenn Kastrationen das Dominanzverhalten reduzieren, verändern sie nicht automatisch die grundlegende Neigung. Dominantere Kaninchen fordern auch stärker ihre Bedürfnisse gegenüber den Besitzern ein und zeigen deutlicher, wenn ihnen etwas nicht passt (z.B. wenn sie nicht gestreichelt werden wollen). Dominantere Kaninchen neigen häufiger zu Futterneid und Übergewicht.

Sehr unterwürfige Kaninchen ordnen sich schnell anderen Partnertieren oder Gruppen unter und passen sich stärker der Umgebung an. Sie zeigen sich in Gruppen vermehrt als Mitläufer und bestechen weniger durch einen hohen Eigenwillen gegenüber den Besitzern. Sie sind ideale Partner für dominantere Kaninchen und sehr verträglich in Gruppen. Dem Besitzer obliegt hier eher die Aufgabe zu sehen, dass diese Kaninchen nicht zu kurz kommen.

Gegensätze

Kaninchen sind Fluchttiere, die auf neue Situationen häufig mit Angst reagieren. Manche Kaninchen sind hiervon jedoch besonders betroffen. Bei sehr ängstlichen Kaninchen kann sich die Angst sowohl auf die Umgebung, Partnertiere als auch auf den Besitzer richten. Flucht- und Rückzugsmöglichkeiten sind für diese Kaninchen besonders wichtig. Ein wenig dominantes und aufdringliches Partnerkaninchen kann ängstlichen Kaninchen die notwendige Sicherheit und Orientierung bieten. Sehr ängstliche Kaninchen benötigen eine ruhige, stressfreie Umgebung, in der sie sich selbst zwanglos bewegen können. Zudem sollten Besitzer diese Bedürfnisse akzeptieren und sich nur behutsam nähern. Bei extremer Angst gegenüber Menschen kann die Außenhaltung eine bessere Alternative zur Innenhaltung darstellen.

Besonders mutige und neugierige Kaninchen stellen Besitzer vor die besondere Herausforderung ihnen die ausreichende Beschäftigung zukommen zu lassen, damit sie sich nicht langweilen. Diese Kaninchen sind oft sehr kontaktfreudig und genießen die menschliche Nähe, solange sie den Menschen als interessant und aufregend empfinden. Eine abwechslungsreiche Gehegeeinrichtung ist hier ein Muss, damit die Kaninchen kein störendes Verhalten (z.B. Zernagen von Möbeln und Teppichen) entwickeln. Damit die Tiere sich nicht selbst in Gefahr bringen, sollten Besitzer solcher Kaninchen ein besonderes Augenmerk auf die notwendigen Sicherungsmaßnahmen haben.

 

 

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