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Vergesellschaftung von Kaninchen

Bei der Haltung von Kaninchen kommt es immer wieder vor, dass ein neues Kaninchen zu einem vorhandenen Partner oder in eine Gruppe dazu kommt. Eine gut vorbereitete und geduldig durchgeführte Vergesellschaftung führt in den allermeisten Fällen zum Erfolg: einem harmonischen Zusammenleben aller Kaninchen.

Jede Zusammenführung verläuft ein wenig anders, da sie stark von den jeweiligen Tieren und Gegebenheiten abhängt. Manche Kaninchen benötigen nur wenige Stunden, bis sie friedlich zusammen liegen und kein einziges Härchen wird gerupft. Andere bekämpfen sich tagelang mehr oder weniger heftig, bis es zu einem friedlichen gemeinsamen Fressen kommt.

Vergesellschaftung
























Dennoch haben wir euch einen typischen Ablauf einmal kurz zusammengefasst:

1)   Quarantäne
2)   Neutrales Gehege vorbereiten
3)   Kaninchen zeitgleich ins Gehege setzen
4)   Erste Annäherungen
5)   Gejage/Beißerei/Berammeln
6)   Ruhe- und Futterpausen
7)   Abstand wird kleiner
8)   Gemeinsames Fressen und Putzen
9)   Endgültiges Gehege vorbereiten
10) Einzug ins gemeinsame Zuhause


Der neutrale Raum für die Vergesellschaftung
Kaninchen sind revierbezogene Tiere. Sie verteidigen ihren Lebensraum gegenüber anderen Kaninchen, die sie nicht als zu ihrer Gruppe dazugehörig wahrnehmen. Eine Zusammenführung in einem Revier eines Kaninchens führt häufig zu heftigen Kämpfen, die mitunter in starken Verletzungen enden können. Oft scheitern solche Vergesellschaftungen, weil das vorhandene Kaninchen den Eindringling nicht duldet. Für den Neuankömmling ist es darüber hinaus eine extreme Stresssituation, in ein fremdes Revier gesetzt zu werden, dass er nicht kennt. Eine Zusammenführung zwischen vorhandenem und neuem Kaninchen sollte deshalb immer auf neutralem Gebiet stattfinden. Das bedeutet, es muss ein Platz geschaffen werden, der von keinem der beiden Kaninchen als Revier angesehen wird. Idealerweise ein Raum, ein Teilbereich der Wohnung oder eines Außengeheges, der bisher für die Tiere versperrt war. Sollte das vorhandene Kaninchen bisher in freier Wohnungshaltung gelebt haben, sollte frühzeitig (mind. 2 Wochen vor der Zusammenführung) dieser Bereich abgesperrt und ausreichend neutralisiert werden. Das bedeutet, vorhandene Einrichtungsgegenstände und Bodenflächen sollten mit Essigwasser gereinigt werden, um Duftspuren zu beseitigen.

Oft können Badezimmer, Flurabschnitte oder Zimmerbereiche für die Dauer der Vergesellschaftung abgesperrt werden. Idealerweise sollte der Raum so für mehrere Tage zur Verfügung stehen, so dass die Tiere sich dort die gesamte Zeit über bis zum Ende der Zusammenführung aufhalten können. Da die Zusammenführung für die Tiere häufig anstrengend ist, sollte der Raum ihnen ausreichend Ruhe und Rückzugsmöglichkeit bieten.

Platzbedarf und Gestaltung des Vergesellschaftungsorts
Da es nicht selten vorkommt, dass Kaninchen sich während einer Vergesellschaftung jagen und voreinander verstecken, sollte ihnen ausreichend Platz zur Verfügung stehen. Wie bei der Haltung richtet sich dieser nach der Anzahl der Tiere. Für ein Pärchen sollten mindestens 4-6 qm zur Verfügung stehen. Pro weiteres Tier jeweils mind. 2 qm Fläche. Je größer der Raum zu Beginn der Zusammenführung, desto stressfreier können sich die Tiere erleben und auch aus dem Weg gehen. Es ist eine sanftere Methode, mit größerem Platz zu beginnen und ihn ggf. zu verkleinern, wenn die Tiere keinen Kontakt suchen als sie von vornherein zu zwingen auf engem Raum miteinander klarzukommen.

Da Kaninchen mitunter panisch voreinander weglaufen und dann wenig Sinn für ihre Umgebung haben, müssen jegliche Gefahrenquellen zuvor entfernt werden. Gegenstände, an denen sie hängenbleiben können, in die sie sich verheddern können, spitze Gegenstände oder Sackgassen gehören nicht in dieses Gehege. Stattdessen sollten ausreichend Rückzugsmöglichkeiten geschaffen werden, damit jedes Kaninchen mindestens einen Schutzplatz hat, in den es sich flüchten kann. Alle Rückzugsmöglichkeiten (z.B. Kartons, Holzhäuschen, Korkröhren) müssen mindestens zwei Ausgänge haben, damit gejagte Tiere direkt hinausrennen können. Ein rutschfester, pflegeleichter Boden gibt den Kaninchenpfoten auch bei schnellen Sprints den nötigen Grib und kann bei vermehrtem Markieren leicht gereinigt werden.

Futter und Wasserstellen sollten in ausreichendem Maße vorhanden sein. Damit stellt man sicher, dass sich die Tiere beim Fressen zwar begegnen können, es aber in der Anfangsphase nicht zwangsläufig müssen. Ebenfalls sollten ausreichend viele Toiletten zur Verfügung stehen.

Vor der Vergesellschaftung
Bei frisch kastrierten Kaninchen muss zum Schutz vor ungewolltem Nachwuchs eine Quarantänezeit eingehalten werden. Geschlechtsreife Rammler dürfen erst 6 Wochen nach ihrer Kastration zu einem unkastrierten Weibchen ziehen. Um sicherzustellen, dass neue aufgenommene Kaninchen keine anstreckenden Krankheiten mitbringen, sollte vor jeder Zusammenführung eine Quarantäne von 14 Tagen eingehalten werden. Diese Zeit sollte genutzt werden, um das neue Kaninchen ausstehenden Untersuchungen (z.B. Kotuntersuchung) oder Behandlungen (z.B. Schutzimpfungen) zu unterziehen, sofern diese nicht zuverlässig vom Vorbesitzer durchgeführt wurden. Auf krankheitsbezogene Verhaltensauffälligkeiten (z.B. vermehrtes Kratzen, Haarausfall oder Niesen), sollte genau geachtet werden. Da jede Zusammenführung eine Belastung für die Tiere darstellt, sollte sie nur zwischen Kaninchen stattfinden, die nicht akut krank sind.

Beginn der Vergesellschaftung
Ist alles für die Vergesellschaftung vorbereitet, sollten alle Kaninchen zeitgleich ins Gehege gesetzt werden. Die meisten Tiere orientieren sich zunächst vorsichtig und beginnen, ihre Umgebung zu erkunden. Nach kurzer Zeit wird das unbekannte Gegenüber jedoch entdeckt. Erste Annäherungen können freundlich, vorsichtig, manchmal aber auch recht rabiat ausfallen.

Verlauf der Vergesellschaftung
Einige Kaninchen jagen und zwicken sich schon nach kurzer Zeit. Kleiner Bissverletzungen, Fellflug und gegenseitiges Berammeln sind in dieser Phase völlig normal. Die Kaninchen handeln auf diese Weise ihre Rangordnung aus. Die Tiere sollen auch dann keineswegs getrennt werden. Eine Trennung ist nur dann notwendig, wenn es zu heftigen Attacken gegen das Gesicht des Kontrahenten kommt, die Tiere sich stark verbeißen und nicht mehr loslassen oder stark blutende Wunden entstehen. Kleinere Verletzungen sollten vor Ort überprüft und vorübergehend behandelt werden (s. auch Notapotheke für Kaninchen). In der Regel ist der Höhepunkt der Vergesellschaftung nach etwa 12-24 Stunden. Dann haben sich alle Kaninchen soweit an die neue Situation gewöhnt, dass sie sich vermehrt aneinander geraten. In den allermeisten Fällen und bei ausreichend Platz und Rückzugsmöglichkeiten, bekämpfen sich Kaninchen jedoch nicht bis aufs Blut. Kurze Jagereien werden durch Ruhe- und Fressphasen unterbrochen, in denen die Kaninchen sich in jeweils getrennte Bereiche zurückziehen und erholen. Oft wechseln sich diese Jagd- und Ruhephasen mehrmals ab. Mit zunehmender Zeit, also über die ersten Tage der Zusammenführung hinweg, sollten die Jagereien jedoch abnehmen und die Anzahl friedlicher Annäherung zunehmen. Ein besonders gutes Zeichen ist es, wenn die Tiere erstmals friedlich nebeneinander sitzen, zusammen fressen oder sich gegenseitig putzen.

Ende der Vergesellschaftung
Die Zusammenführung kann als erfolgreich angesehen werden, wenn alle Kaninchen einen freundlichen und stressfreien Umgang miteinander haben. Ist dieser Zustand über mindestens einen Tag hinweg stabil, steht einem Umzug in das endgültige Gehege nichts mehr im Wege. Dieses sollte – sofern es sich nicht um ein komplett neues Gehege handelt – zuvor ebenfalls neutralisiert werden. Nicht selten kommt es beim Umzug in das endgültige Gehege zu einer harmlosen, erneuten Zankerei, die dann aber schnell überwunden werden sollte.

 

 

 


Besonderheiten

  • Unterbrechung einer Vergesellschaftung: Müssen Kaninchen während einer Vergesellschaftung aus triftigen Gründen getrennt werden, dann sollte diese Trennung konsequent für mindestens zwei Wochen stattfinden. Die Kaninchen sollten in dieser Zeit weder Sicht- noch Schnupperkontakt haben und dann erneut auf neutralem Gebiet zusammenkommen.
     
  • Zusammenführung gehandicapter Tiere: Gehandicapte (z.B. blinde) Kaninchen, benötigen häufig leicht abgewandeltes Vorgehen bei der Zusammenführung. Neben der Wahl des passenden Partnertiers, kann es in diesem Fall sinnvoll sein die Zusammenführung im Revier des gehandicapten Tieres durchzuführen, damit sich dieses orientieren kann. Alternativ kann das gehandicapte Tier bereits kurz vor dem anderen in das Vergesellschaftungsgehege gesetzt werden, um sichere Rückzugsorte zu finden.
     
  • Zusammenführung in Außenhaltung: Gerade im Winter ist es oft nicht möglich, Kaninchen aus Außenhaltung einen neutralen Ort für die Zusammenführung bereitzustellen. Sie samt Winterfell in die beheizte Wohnung zu setzen ist keine Option. Eine Zusammenführung außerhalb des gesicherten Geheges zu gefährlich. Die Sicherheit und das Wohlbefinden der Kaninchen gehen in einem solchen Fall vor. Muss eine Zusammenführung entsprechend im vorhandenen Gehege stattfinden, sollte umso mehr versucht werden, Duftspuren und mögliche Gefahrenquellen zu entfernen.

Häufige Fehler

  • Die Kastrationsquarantäne wurde nicht eingehalten oder frisch kastrierte Kaninchen zu früh zusammengesetzt: Nicht selten entsteht ungewollter Nachwuchs, weil Besitzer nicht geduldig genug waren, eine 6-wöchige Kastrationsquarantäne einzuhalten. Auch die Zusammenführung von zwei frisch kastrierten Rammlern kann schnell blutig enden, weil der Abbau der Hormone erst schleichend erfolgt. Ist keine Vermehrung möglich (z.B. bei der Kombination von zwei Rammlern, zwei Weibchen oder einem kastr. Rammler mit einem kastr. Weibchen), sollte immer mindestens die Heilungszeit nach der Kastration abgewartet werden, bevor die Kaninchen vergesellschaftet werden.
     
  • Die Kaninchen dürfen sich vor der Zusammenführung schon einmal kennenlernen oder beschnuppern: Viele Besitzer glauben, dass der erste Kontakt für das Gelingen der Zusammenführung ausschlaggebend ist. Ein erster Schnupperkontakt oder der Kontakt durchs Gitter sind jedoch absolut kontraproduktiv und nicht aussagekräftig. Die Tiere merken so, dass ein Eindringling existiert, können jedoch nicht wirklich in Kontakt treten. Oft legt man auf diese Weise schon eine schlechte Basis für die eigentliche Zusammenführung. Bei längerem Schnupper- und Sichtkontakt können sich Aggressionen aufbauen, die dann beim Zusammentreffen eskalieren. Manche Halter stellen ein Kaninchen samt Transportbox/Käfig ins Revier des anderen. Da die Neuankömmlinge so keine Fluchtmöglichkeit haben, wird dies von den meisten Kaninchen als extrem bedrohliche Situation wahrgenommen.
     
  • Zusammenführung in einem Kaninchenrevier: ein neues Kaninchen wird einfach zu einem vorhandenen in dessen Revier gesetzt. Leider enden diese Zusammenführungen meist erfolglos und extrem stressreich für alle Tiere.
     
  • Kaninchen dürfen sich ihren Partner aussuchen: Nicht selten hören wir, dass Halter ihr Kaninchen in eine Gruppe setzen, damit diese sich ihren Partner aussuchen. Oft kommen damit die abstrusesten Konstellationen heraus. Davon abgesehen, dass man das eigene Kaninchen dabei einer extremen Gefahr und Stresssituation aussetzt, sagen Verhaltensweisen während diesem Vorgehen nichts über die tatsächliche Verträglichkeit der Tiere aus.
     
  • Zusammenführung im ungesicherten Auslauf: Ein ungesicherter Gartenauslauf ist kein geeigneter Raum für eine Zusammenführung. Die Sicherheit der Tiere sollte über die komplette Dauer der Zusammenführung (ca. 2 Wochen) gewährleistet sein.
     
  • Zusammenführung auf zu engem Raum: die Kaninchen haben keine Ausweichmöglichkeiten und können nicht voreinander weglaufen. Für diese Fluchttiere ist der Stress immens. Die Gefahr, dass es zu aggressiven Auseinandersetzungen kommt, steigt deutlich.
     
  • Schrittweise Zusammenführung: Bei der Zusammenführung einer Gruppe werden nicht alle Kaninchen gemeinsam, sondern einzelne Tiere schrittweise zusammengesetzt. Die Grundidee dieses Vorgehens ist meist, dass ranghöhere Tiere so zunächst die Rangordnung klären und dann die rangniedrigeren Kaninchen dazukommen. Wir geben allerdings zu bedenken, dass bei jedem dazukommenden Kaninchen die Rangordnung zwischen allen erneut durcheinandergeworfen werden kann. Die Gesamtdauer der Zusammenführung und der damit verbundene Stress der Tiere ist mit dieser Methode oft deutlich länger als wenn man alle Tiere zum selben Zeitpunkt gemeinsam zusammensetzt
     
  • Die Tiere werden zeitweise getrennt: Die Kaninchen sollten während der gesamten Dauer der Zusammenführung zusammen bleiben. Eine zeitweise (z.B. nächtliche) Trennung ist absolut kontraproduktiv, da die Tiere so nicht ausreichend Möglichkeit haben, ihre Rangordnung zu klären. Die Gefahr wird dadurch erhöht, dass Kämpfe beim erneuten Zusammentreffen eher eskalieren und eine Vergesellschaftung misslingt
     
  • Die Tiere werden zu früh getrennt: Auch wenn es für Halters schwer sein kann, Raufereien und Fellflug mit anzusehen, sollten die Kaninchen wirklich nur im äußersten Notfall getrennt werden. Die meisten Zusammenführungen scheitern nicht an den Kaninchen – sondern häufig an der Unsicherheit und Ungeduld der Besitzer. Besser ist es, sich fachmännliche Unterstützung zu holen

Vergesellschaftung


  • Der Halter greift stark ein: Manche Besitzer tendieren dazu, während der Vergesellschaftung maßregelnd oder schlichtend einzugreifen. Leider erreichen sie dadurch häufig das Gegenteil. Die dominanteren Tiere haben keine Möglichkeit, ihren Status durchzusetzen. Ängstliche oder unterwürfige Tiere werden gedrängt einen Kontakt aufzunehmen, obwohl sie sich dafür noch nicht sicher genug fühlen. Ein Eingreifen des Halters sollte während der Vergesellschaftung auf ein Minimum reduziert sein.
  • Die Kaninchen werden zu früh in das Endgehege zurückgesetzt: Ungeduld und provisorisch aufgebaute Gehege verleiten manche Halter dazu, die Vergesellschaftung zu schnell als gelungen anzusehen. Werden Kaninchen jedoch zu früh in ein (unzureichend neutralisiertes) Revier zurückgesetzt, kann das die Vergesellschaftung wieder an den Beginn zurückwerfen
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